· 

Berlin April 2018

Berlin 1           Komische oper, die entführung aus dem serail, mozart, regie calixto bieito

Zuviel Mordsgetue

Das gebäude der komischen oper in berlin ist aus dem 19. Jh., ein wunderbar rotgoldenes rundtheater mit zahlreichen rängen und viel stuck. Zahlreiche Zuschauer verlassen allerdings an diesem abend trotzdem den saal, der über zwei stunden ohne pause durchgespielt wird. 

Ein extremes erlebnis ist diese Inszenierung tatsächlich. Bieito hat keinen respekt vor traditionellen aufführungsarten der oper.

Er versetzt diese mozart-oper in ein heute, in ein berliner rotlichtviertel. Dort leben die männer mehrheitlich gewaltphantasien aus, sie behandeln die mädchen wie ware, eines wird denn auch auf der bühne abgeschlachtet. Schliesslich gibt es schiessereien und ganz am ende den selbstmord der begehrten konstanze. Diese ist in ihrer beziehung zwischen liebesdienst und verliebtheit eingespannt und hält die spannung nicht mehr aus. Ihr besessen in sie verliebter verkleidet sich als transvestit, um ihr näher kommen zu können im puff.

Positiv ist der regie-clinch zwischen altem stoff und text und neuer interpretation, das geht nicht immer auf und wirkt manchmal kitschig, es wird, wie in der oper grundsätzlich, im sterben gesungen und sehr theatralisch gestorben, so getan als ob, auch in den brutaloszenen. 

Das hätte man viel nobler und stilisierter machen können, dass alles auch ein spiel ist, ein so tun als ob, gestalten zwischen phantasie und realität.  Sie sind von ihren trieben dominiert und eigentlich sklaven der prostituierten, obwohl sie sich als deren gebieter aufspielen. 

Das spiel als spiel darf doch klar werden, bieito versucht manchmal, das zu vertuschen.

Die männer sind zerrissen. Sexualität wird als austauschbar, alle partner lieblos dargestellt, aber das liebesbedürfnis dahinter wird durch sie mehr und mehr angeregt und nicht befriedigt, dadurch kocht der kessel immer mehr über. Liebe zwischen idee und wirklicher beziehung, phantasie und realität spannen alle auf die folter,

Da die sängerinnen ganz stark sind, sind sie wegen des gleichzeitg heftigen spiels sehr herausgefordert und steigern sich in ein extremes psychotheater, expressiv und identifiziert mit dem leid der person, es ist unbrechtisch und so gesehen sehr traditionell in der art des spiels mit viel ach und weh und brustschlagen.

Bieito lässt uns wissen: Wir sitzen oft in unsern eigenen gefängnissen; wenn du dich frei erklärst, kannst du äusserlich auch leichter gebunden bleiben, es wird unwichtiger. Die innere emigration kann man auch als eigentliche freiheit verstehen. 

Noch eine anregung aus dem programmheft: georges bataille, das obszöne werk. Über sexualität und tod. Ein unglaublich dichter, intensiver, harter text.

 

Berlin2            Deutsches theater, maxim gorki, sommergäste

Extrem unnötiger regieeinfall

Eine grössere gesellschaft von wohlhabenden trifft sich auf einem gut und alle merken zunehmend die langweile, die leere, sie suchen nach sinn, sprechen über sich und verdrängen wieder, hängen in den hergebrachten strukturen wie ein getroffener boxer in den seilen, sie sind im eigenen käfig am kämpfen ohne terrain zu gewinnen, ohne politische orientierung, welche, so spürt man, sie wegfegend, baldkommen wird. Da gibt es den zyniker neben dem egoisten, den eingebildeten neben dem schwachen, die sehnsüchtige kinderlose und die kinderverfluchende mutter, die alles verpasst zu haben glaubt. Allen figuren ist gemeinsam, dass sie nicht genau wissen, wohin, sie haben keine freiheit wozu und in der freiheit im hergebrachten sozialgehege sind sie eingezwängt.

Gorki erinnert doch stark an tschechow, wobei gorkis spache und welt mir ausgedehnter, reflektierter und feinmaschiger, ja komplexer vorkommt. Deshalb ist er wohl schwerer zu inszenieren als ein tschechow.

Besonders wenn man es so versucht wie hier am deutschen theater: ein fensterloser, kupferfarbener guckkasten, das grosse ensemble immer auf der bühne sichtbar auf klappstühlchen ganz hinten, die spieler springen bei auftritten einfach hervor, ansonsten betrachten sie das spiel der kollegen vor sich zwischen empathie und stiller passivität.

Die kostüme sind von heute, als wären diese sommergäste im villengarten eines chirurgen aus berlin zu gast. Die parallelen zu heute gelingen meist ganz gut, natürlich wurden details von damals gestrichen und die sprache kühl modernisiert, ohne je in schnoddrigkeit abzublitzen. So wird gorkis menschenzeichnung bewahrt, das psychologische verständnis der diversen typen ist gross und teilweise mitreissend, glaubwürdig wird, dass es auch heute eine verwöhnte gesellschaft der wohlhabenden gibt, die sehr begütert ist, aber auch leer durch die fixen strukturen, in denen sie sich zum erhalt ihres wohlstandes bewegen muss. Traurig werden die figuren, depressiv, zynisch und unzufrieden, die ehen sind voller konflikte, unter den tischen liegt beziehungsmüll und aus den kellern modern heraufriechende lebenslügen und -leichen. Alkohol ist en vogue, wird zelebriert und benötigt.

Auch dieses theater muss sich mit einer grossen plotlosigkeit auseinandersetzen, es ist schnell klar, dass sich da nichts wesentliches verändern wird. Diese probe besteht die regie nicht, weil sie die zumutung an das publikum nicht durchträgt, nicht durchhält. So erfindet sie etwa eine sängerin mit mikrophon, welche sich zuerst ganz auszieht und dann völlig schwarz ihren körper beschmiert und heavy metal intensität herausschreit, sich als hitler mit schnauz gibt. Solche szenen bereichern den abend nicht, sie fallen als regie-einfälle heraus. 

Die unterwerfung der inszenierung unter unterhaltung und show-elemente ist letztlich auch ein teil der tragik, die vom stück an sich beschrieben wird, ein teil gegenwartsspiegelung. Und dass sich schauspieler anscheinend zu nichts zuschade sind, um karriere zu machen, um aufzufallen, um sich gefügig zu zeigen. Sonst droht jobverlust. Dem regisseur ja auch, wenn die quote sinkt. Jesses, darüber spricht man in dieser Inszenierung aber nicht.

 

Berlin 3           Deutsches theater, tod eines handlungsreisenden, arthur miller

Grandioser hauptdarsteller, feines bühnenbild

Willi lomans zeit als handelsreisender ist vorbei, er droht zu verarmen, er steht auf der strasse und ist alt. Sein bruder geistert in seinem kopf herum, der in alaska reich geworden ist. Seine frau steht zu ihm und wird oft von ihm zurückgesetzt. Seine beiden söhne lungern bloss arbeitslos herum. Sie scheitern an der übererwartung ihres vaters. Und für loman ist klar, ein mann muss der beste sein, sonst ist er nichts. Diese anleitung zum unglücklichsein verfolgt er bis zum selbstmord.

Die inszenierung zeigt ein hohes sprechtempo, das absolut funktioniert, weil die sprechpräzision perfekt ist. Hohes tempo ist gerade bei diesem stück wichtig, es zeigt wachheit, geistige beweglichkeit, aber auch sturheit und eingepferchtheit der personen. Hut ab!

Das bühnenbild ist schlicht weiss, auf requsisiten wird praktisch verzichtet. Mit einem spezialscheinwerfer aus der vordersten mitte im parkett werden mächtige schatten geworfen. 

Oft wird dafür auch die drehbühne eingesetzt. Das ist wohl etwas übersymbolisch. Auch eine zwischendurch sehr hämmernde musik aus dem off ist zu plakativ. Es scheint so, als hätten viele junge regisseure zuwenig mut, allein die sprache und die spieler wirken zu lassen. Oder sie sind in dieser clip und E und iWelt so drin, dass sie nicht mehr anders können. Oder beides.

Zentral ist ulrich matthes in der hauptrolle. Höchste qualität. Ein erlebnis für sich. Alles starke schauspieler, die genau wissen, was sie wollen und was sie in ihrer figur sind. Ds spricht für eine ziselierte, pingelige und unnachgiebige regiearbeit, herrlich.

Zentral ist auch, dass die spieler so viel als nur irgend möglich zum publikum gewandt sind und zu ihm sprechen, das funktioniert absolut. Das stellt ausser der kontaktnahme zum saal auch die sprache ins zentrum, weil diese dann immer leicht zitiert, leicht positioniert, leicht hingestellt, leicht objektiviert wird. Und trotzdem die spielkraft, die charakterzeichnung, die figurenlancierung zentriert darstellt. Oder erst recht dadurch möglich wird.

 

 

Berlin 4           gorki theater, horvath, glaube, liebe, hoffnung. 

Wieder sehr überzeigende Schauspieler

Elisabeth verliert den job, alle sind gegen sie, die kleinbürger, die biederen moralisten aus dem volk und die kleinen vorgesetzten und machthaber, die horvatschen nachläufer, die latent gewaltfähigen. Was man so „sollte“, ist den leuten wichtiger als wahrheit, mut ist klein geschrieben, je ärmer, desto mehr tun die menschen an verrat und schleimerei für ihren oder einen job. Horvath sieht sehr schwarz. Einzig elisabeth hat einen ehrlichen, offenen kern, sie bringt sich aber am Ende um. Auch gegen sie und unter den frauen herrscht verrat und kampf, egoismus um männer mit geregeltem einkommen. Diese beuten das aus.

Wieder sehr gute schauspieler, das ist extrem überzeugend in berlin. Auch hier grosse textkonzentration und viel einbezug des saales. Von den sechs hauptdarstellern, die rollenzahl wurde gekürzt, haben vier türkische namen und der regisseur ist auch türke. Eine gute inszenierung, auch sie verzichtet auf requisiten, auf kleine rollen. 

Durch die verdichtung leidet allerdings die personenzeichnungen etwas, diese kommen psychologisch gesehen schablonisiert daher. Hoffnungen und gewissenskonflikte werden zuwenig entwickelt. 

Die horvathsche sprache wurde bestens adaptiert, eine rolle erinnert an berlinerischen einschlag, was ganz stark herüber kommt. Alle sind mit microports ausgestattet, was leider ungewollt verfremdet.

Auch die kürzungen überzeugen, machen das stück kompakter für heute.

Überragend ist aber die von der regie eingebaute musik von daniel kahn. Ein glänzender bluespianist und gitarrist wird eingesetzt, der singt speziell mit der gesanglich wunderbaren darstellerin der elisabeth einfach amerikanische und türkische songs. Diese sind hervorragend arrangiert und teils komponiert, das erinnert an wittenbrink, den wir in basel früher viel im haus hatten. Sentimental, präzise, passend zum inhalt. Übergänge laufen problemlos, die hören schlicht auf zu spielen und singen los, fertig. Schon am anfang kommt dieses rauchig gesungene piano blues gefühl auf, ein bisschen tom waits, fast folkartig, ein schuss bruce springsteen. Etwas verraucht, nachtrock ohne belastende lautstärke.

Eine sehr stringente und stark konzipierte aufführung, die aber erst mit und wegen der ergreifenden musik eine satte vollendung entwickelt.

 

 

Berlin 5           Berliner Ensemble, girls and boys, dennis kelly, ein einfrau stück

Schlicht grossartiges Spiel eines wunderbaren Textes.

Zunächst und über allem: die Schauspielerin, die diese rolle übernimmt und über 90 minuten alleine spricht, muss sehr gut sein. Und die spielerin im BE, stefanie eidt, ist absolute spitze. Sie hätte gewisse doppelte böden und fangnetze der regie nicht gebraucht, die microports einzuschalten so dann und wann, die neonröhren am gerüst auf der bühne, um sich drin herum zu hangeln, vielleicht nicht einmal die gags des pianospielers wären nötig. Hingegen sind seine untermalungen, teilweise sein musikalisches dialogisieren mit der darstellerin, von höchster feinheit.

Sie hat dunkle haare, trägt schwarze jeans, eine bordeauxrote, enge lederjacke, darunter ein weisses leibchen und ein zartes halskettchen.

Was ist wichtig bei einem langen theatermonolog ausser der guten schauspielerin, die zu dosieren weiss, die mehrschichtig spielen kann, die variantenreich ist und die persönliches einzuflechten, zu untermalen weiss und die sprache liebt und den text auch? 

Der text selbst muss zahlreiche verschiedene dialoge haben. Verschiedene personen, verschiedene orte, von denen erzählt wird. Der text muss einen höhepunkt, vielleicht einen unerwarteten höhepunkt haben. Er soll wahrheit erzählen, auch negative, und das aus einem geist der betroffenheit darüber. Der text muss gut rhythmisiert sein, stark und verständlich  im detail.

Grundlage: ein spezieller lebenslauf der sprechenden figur. Diese muss so lang als möglich erzählerin bleiben direkt zum publikum, bevor sie auch in die szenen, in dialoge steigt. Das wechselspiel erzählerin, nachspielerin ist grandios! Das alles erfüllt dennis kelly eindrücklich. Man kann sich den abend mit stephanie eidt in der hauptrolle gut zweimal anschauen. Der abend ist stücktechnisch und schauspielerisch ein fundus, eine offenbarung. Und das ganze arrangement durch die regie, lily sykes, ist die meisterliche grundlage zu allem.

Kelly könnte man fragen, ob die kinder der heldin, von der die rede ist und die erzählt, wirklich am ende im plot noch umgebracht werden müssen, ob das als berichtete phantasie des mannes nicht noch intensiver gewirkt hätte. Kelly siedelt vielleicht etwas vereinfacht die hauptspannung zwischen mann und frau unter Macht an, beim mann machtverlust als triebfeder gegen die frau und letzlich gegen die kinder auch.

Ich finde, es geht an diesem abend nicht um #me too, es geht nicht um die aktuelle gender debatte, sondern um die geschlechterfrage und die gesellschaftlichen rollen von mann und frau schlechthin. Hervorragend können die von der erzählerin nachgespielten dialoge aus dem alltag, etwa die mit den kindern, unsere gegenwart spiegeln, was eine wohltat ist, einmal nur ausschnitte aus dem heutigen leben zu hören.

 

 

Berlin 6           Berliner ensemble, williams, endstation sehnsucht

Viel zu viel geschrei und dröhnende musik.

Eine miserable inszenierung. Eine zweistündige schreiei, brüllerei. Verzicht auf psychologische entwicklung der figuren. Clichierte menschenbilder von tierisch-animalisch-primitiver seite versus gebildeter und kultivierter seite. Eigentlich steht dahinter der unterschied von animalischem in uns und zivilisierung, domestizierung und die agression, welche dadurch zurückbleibt. Beide extreme sind als extreme keinesfalls kompatibel. In den einzelnen menschen aber gibt es davon jedwelche schattierungen, das hat die regie nicht geschnallt. Und brutalomacho-sexist nicht nur von ungebildeten körperbrocken möglich; genau wie feingliedrige gymnasiallehrerinnen auch rassistisch und gewalttätig sein können.

Haltbar und einsichtig ist in dieser regie-sicht bloss, dass jeder und jede etwas besseres sein will, gut sein will, bestätigt, vor sich selbst ein bild erfüllen will, das internalisiert ist als ziel, das mehr oder weniger mitreisst, antreibt oder blockiert, überfordert, verängstigt.

Es ist hier im BE in schlimmster art negatives theater, hier wird brutalität zelebriert, hier wird gegenseitiges hassen geschürt, eine gaudi für die zahlreichen hauptschul- schülerinnen, die im theater waren, das hat denen gefallen, dieses undifferenzierte loslegen auf der bühne spiegelt deren eigentliche gewaltlust, ihre frustration im leben, ihre chancenlosigkeit. Also schreien wir uns möglichst an, wenn wir frustriert sind. Das kennen diese jungen leute aus bildungsfernem milieu, sie tragen trainerhosen, goldketteli, plastic- oder kunstleder mit silberketteli, lange, weite stoffhosen, sie sind mollig und teilweise mit zu engen pullöverchen bekleidet, auf dem gesicht viel paste und farbe.

Auf diesem gebrüll-levelund schlagdrein niveau werden wir unpolitisch und ghettohaft.

Das stück hat aber ganz feine seiten psyhologischer art und die personen entwicklen sich subtil weiter. Das unterschlägt die regie.

Dabei sind die hauptdarstellerin cordelia wege und der darsteller des stanley ganz grosse kraft und klasse, aber sie müssen ihre qualitäten ganz einseitig in gebrülltheater zeigen. Höhepunkt de brutalität auf der bühne ist der moment, als stanley blanche vergewaltigt und sie anschliessend voll rot verschmiert ist mit blut und lippenstift, eine prächtige symbolik, wenn ich eas denn rochtig deute. Bei dieser regie könnte ea auch bloss blut sein. Oder bloss lippenstift. Sina martens bringt die stella erschütternd liebenswer und psychologisch höcht differenziert, sie zeigt noch am deutlichsten, was das stück bei einer andern lesart bringen könte.

Zudem ist das bühnenbild sehr brutal, ein stark ansteigender claustro - phobischer guckkasten in grosser höhe extrem schräg angebracht, der das leben der figuren symbolisch, übersymbolisch zaunpfahlwinkend schwer macht. 

Enge wird betont, der geschlossene raum. Niemand kommt raus.

Das erinnert an becketts endspiel. Bloss sind da die figuren im dauerversuch, den sinn zu finden in der absurdität. Sie verbreiten mehr hoffnung als diese inszenierung, die grob rundumschlägt.

Wachtraum, gängige zeitvorstellungen entfallen: auch das macht beckett besser. Statt progression gibt es nur ewige wiederkehr.

Am schluss war der applaus völlig überraschend riesig, als seien die zuschauer erlöst von dieser misere und freuten sich auf die frische luft draussen, dieses theater stiess angst aus und gleichzeitig dicke, warme, drückende, sauerstoff arme luft.

Michael thalheimer inszeniert nicht, er macht regie. Grässlich. Baut eine saumässig laute brutalo musik ein, die hämmert. Blut fliesst, naturalismus ist angesagt schlimmster art; etwas filmisches, das auf dem theater nicht funktioniert, dieses geschreie, getue. Psychologie ist viel mehr als weh und ach, es bleiben hier aber bloss gesten simpelster art. Sowie kovalski dargestellt wird, kann man kein verständnis für ihn gewinnen, keine gesellschaftliche analyse machen, er ist einfach ein individualfall, ein brutalo, ein tier, der mit dem schwarzen hut im alten western.

Der schräge raum, der alle immer nach unten zieht, wäre auch ein beckett-raum, bloss ist bei ihm diese dicke symbolik gar nicht nötig. Und man wird gewahr, dass alle ausgespielte, ausgeschlachtete härte, die man uns hier zeigen will, bloss staffage ist und ein kontraproduktives doppelnähen. Auch der schluss ist zu banal inszeniert, bei thalheimer endet das stück mit der wahrscheinlichen einlieferung von blanche in eine psychiatrische klinik, unsicher; sicher ist, dass stanley „ist doch gut, ist doch alles gut“ bis zum abwinken wiederholt und auch der hinterletzte im saal gemerkt hat, dass dem nicht so ist, was wir seit der ersten minute des abends schon wissen. Und dann hört man es nochmals gefühlte 20 Mal.

Manchmal besteht die gefahr, dass ein spieler die hohe, kupferfarbene bühnenwand runter stürzt, weil kein geländer ihm den weg versperrt. Das wirkt stärker als die Inzenierung, diese latente realgefahr, der schauspieler könnte diese hohe wand hinunterstürzen ins parkett. Es könnte den sich total verausgabenden Spielerinnen schlecht werden und sie könnten fallen. Für mich viel bedrohlicher als alles gesuhle und gebrülle dort oben dort vorne.