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Eine Geschichte vom Bruderholz

Theater Basel

Box: Esther. Eine Geschichte vom Bruderholz. Nach dem Roman von Lore Berger "Der barmherzige Hügel"

Bald wird klar: Die Bearbeitung der Romans durch Katrin Hammer ist massiv. Gezwungenermassen. Denn an sich bietet sich dieser Roman in seiner Form nicht für Theater an. Es fehlen zahlreiche Dialoge und auch das Spiel von Drittpersonen ist beschränkt.

Katrin Hammer, die auch Regie führt, holt aber ein Optimum aus der ungeeigneten Vorlage. Sie kann das dank des feinen Spiels von Leonie Merlin Young. Sie hat ausser einem Stuhl kaum ein Requisit, sie wechselt glaubwürdig und gekonnt die Positionen immer wieder, sie ist ganz sich und ganz die Rolle, sie bezieht auf diskrete Art erzählend das Publikum mit ein.

Esther hat eine unglückliche Liebe, ist renitent, jung, etwas trotzig und empfindet die Benachteiligung der Frau in der Zeit des 2. Weltkriegs sehr stark. Sie kommt nicht über ihr Unglück hinweg und stürzt sich vom Wasserturm auf den steinigen Boden des Bruderholz. Bis es soweit ist, erzählt sie uns von Begegnungen mit dem Freund, von ihrer kurzen Zeit des Glücks, von den Eltern und von Freundinnen. Und viel über sich und ihre weltschmerzigen Gedanken.

Eine Lichtregie muss helfen, den wunderbaren, aber langen Text zu stützen, auch Sound und Video wird eingespielt, was dem Ganzen eine eher kitschige Note verleiht. Der Abend zieht sich etwas dahin.

Beiseite: Das kurlige Programmheftli ist etwas mager. Und graphisch verfranst. Weshalb dort Elke Kummer zum Zuge kommt, welche behauptet, die Zeit zwischen 1938 und 1942 sei die Schweiz eine entpolitisierte Wohlstandsgesellschaft gewesen, bleibt rätselhaft. Die gespielte Autorin ist das Gegenbeispiel, sie kämpft für Frauenrechte und gegen die Bourgeoisie auf dem Hügel. Der ist übrigens "barmherzig", weil er sich als Todestätte der Todeswilligen tatsächlich zur Verfügung gestellt hat.